Ederer gewinnt im Kampf gegen PSE-Jobs
Ende Juni gehen wieder einmal hunderte von KollegInnen der ehemaligen Programm- und Systementwicklung (PSE) von Siemens Österreich (SIS) in die Arbeitslosigkeit, hinterlassen leere Büros und Fassungslosigkeit bei den Verbliebenen. Aber auch die verantwortliche Vorstandsvorsitzende von Siemens Österreich Brigitte Ederer geht - allerdings in die Münchner Konzernzentrale -, um auf dem frei gewordenen Vorstandsposten des Arbeitsdirektors unter anderem den Personalabbau der SIS-Ausgliederung abzuwickeln. Wir berichten, wie Ederer den Kampf gegen die PSE-Arbeitplätze in Österreich gewann.
Ederer-Prinzip: Teile und herrsche
So sind Ederer bisher Ausgliederungen von 240 KollegInnen (2007), organisatorische Abspaltungen von 540 KollegInnen (2009) und Sozialplan-Austritte von rund 1.100 KollegInnen (2009/10) bei der österreichischen PSE zu "verdanken". Die Vorstandsvorsitzende kommentierte das auf einer Pressekonferenz im Jahre 2008 wie folgt: "Die Leute sollen freiwillig einsehen, dass sie gehen wollen". Darüberhinaus mussten auch hunderte von LeiharbeitskollegInnen ihre oft Jahre dauernden Jobs bei der PSE aufgeben, da Frau Ederer sie in Intranet-Chats immer wieder als nur kurz beschäftigte "ZeitarbeitnehmerInnen" bezeichnete und ansah.
Nach Umsetzung der zukünftigen, bereits fertig ausgearbeiteten Ausgliederungs-, Abspaltungs- und Restrukturierungspläne durch Ederers Nachfolger, den sozialdemokratischen Parteifreund Wolfgang Hesoun, sollen von den heute rund 1.500 Ex-PSE-KollegInnen nur noch etwa 300 im Jahre 2013/14 bei der Siemens AG Österreich übrig bleiben. Ederer am 21.06.2010 vor Journalisten: Dann habe sie es geschafft, "dass die großen Baustellen weg sind".
PSE-Betriebsratsprinzip: Öffentlichkeit und Solidarität
Der Betriebsrat der ehemaligen PSE hat immer versucht, Ederers jahrelangem Psycho-Druck von oben die Information der Öffentlichkeit sowie die Solidarität und Mobilisierung der KollegInnen entgegenzusetzen, um damit den Personalabbau zu verzögern und zu verteuern. Das ist bis zu einem gewissen Maße auch gelungen.
Doch scheiterte er Mitte April 2010 damit, die 156 erstmals mangels genügend "Freiwilliger" ausgesprochenen Kündigungsabsichten des Vorstands zurückzuweisen. Denn Ederer hatte es endgültig geschafft, nicht nur die PSE-Belegschaft in MitarbeiterInnen mit und ohne Bleiberecht zu spalten sondern auch deren ArbeitnehmerInnen-Vertretung.
So wurden die mit 97% Zustimmung beschlossenen Kampfmaßnahmen gegen Personalabbau und für arbeitsplatzsichernde Geschäftsmodelle bis heute nicht umgesetzt, obwohl der Vorstand die geforderten Zukunftsperspektiven nach wie vor verheimlicht. Der vom PSE-Betriebsrat beschworene "Kampf um jeden Arbeitsplatz" bestand daher zum Schluss noch darin, für die 156 Kündigungsbedrohten einen Sozialplan auszuhandeln, damit sie einvernehmlich finanziell besser austreten konnten als wenn sie gekündigt würden. Denn sicher nicht jede Kündigungsanfechtung wäre erfolgreich gewesen. Außerdem versuchte der PSE-Betriebsrat in Gesprächen mit dem Vorstand, die Kündigungsliste so stark wie möglich zu reduzieren. Letztlich wurde allen verbliebenen Kündigungsabsichten vom Betriebsrat widersprochen.
Heute kämpfen jedenfalls noch drei ehemalige PSE-KollegInnen, die den Gang in die Arbeitslosigkeit und das letzte Sozialplan-Angebot verweigerten, um ihre Arbeitsplätze vor Gericht. Wir halten Sie darüber weiter auf dem Laufenden.
Zum Abschluss erlaube ich mir noch mich beim (ehemaligen PSE Betriebsrat) zu bedanken. Speziell die Kollegen Samadani und (der Name wurde von der NetLeiwand-Redaktion entfernt) waren mir immer eine Hilfe im Kampf gegen dieses "Ungeheuer". Mit einwenig Genugtuung beobachte ich wie mein unfähiger Exchef zunehmend selbst unter Druck gerät.